Dienstag, 29. November 2016

Ein paar Bemerkungen im Stile von Roger Willemsens "Deutschlandreise", die ich mir nicht verkneifen kann.

Schaffhausen: Dieser Moment in dem plötzlich die Weihnachtsbeleuchtung ausgeht und sich alles wieder normal und richtig anfühlt.

Ulm: Im Münster fällt mir plötzlich ein Statue auf: Ein spitzbärtiger Herr mit Degen. Auf dem Sockel steht "Gustav Adolf", der schwedische König also, der im 30jährigen Krieg die Invasion Deutschlands angeführt hat. Aus rein religiösen Gründen natürlich ... und um während der "Kleinen Eiszeit" Anbauflächen in weniger frostbedrohten südlichen Breiten zu erobern. Es haben also nicht nur die katholischen Kirchenheiligen oft eine recht fragwürdige weltliche Karriere hinter sich gebracht, bevor sie in Kirchen aufgestellt wurden, sondern auch die protestantischen. Irgendwie beruhigend.

Regensburg: Auf dem Weihnachtsmarkt am Thurn und Taxis Schloß gibt es ein "traditionelles Handwerkertreiben". Traditionell gibt es allerdings lediglich ein Narrentreiben, weil Narren nichts weiter zu tun haben, als sich treiben zu lassen. Handwerker dagegen arbeiten. Aber heutzutage sind wir wohl schon weit genug von jeglichem Verständnis für Handwerk entfernt, so daß wir aus "traditioneller" Knochenarbeit ein munteres und völlig harmloses "Treiben" machen können.

Görlitz: Auf einer Kassel, einem traditionellen Priestergewand also des 14. Jahrhunderts befindet sich über dem Gekreuzigten eine schöne Darstellung der Pelikanmutter, die ihren Küken, aufgrund akuten Nahrungsmangels, ihr eigenes Blut frisch aus der Halsschlagader zu trinken gibt. Ein klassisches Bild für Mutterliebe, hier angewendet auf Jesu Opfer am Kreuz. Alles schön und gut, aber was wird aus den Küken, wenn die Mutter tot ist? Wer bringt ihnen dann das Fliegen bei? Eine Wiederauferstehung unter Pelikanen ist wenig wahrscheinlich. Hat da einer zu kurz oder habe ich mal wieder zu weit gedacht?

Freitag, 30. September 2016

J. W. v. Goethe: Harzreise im Winter


Aber abseits wer ist's?
In's Gebüsch verliert sich sein Pfad,
Hinter ihm schlagen
Die Sträuche zusammen,
Das Gras steht wieder auf,
Die Öde verschlingt ihn.

Ach! wer heilet die Schmerzen
Deß, dem Balsam zu Gift ward?
Der sich Menschenhaß
Aus der Fülle der Liebe trank?
Erst verachtet, nun ein Verächter,
Zehrt er heimlich auf
Seinen eigenen Werth
In ungenügender Selbstsucht.

Ist in deinem Psalter,
Vater der Liebe, ein Ton
Seinem Ohr vernehmlich,
So erquicke sein Herz!
Öffne den umwölkten Blick
Über die tausend Quellen
Neben dem Dürstenden
In der Wüste.

Also aufpassen, daß es nicht so bleibt. Und: Viel, viel mehr Goethe lesen. Viel mehr!

Mittwoch, 28. September 2016

Heute einer Vierjährigen beim Malen zugeschaut: Der Kopf, die Haare, zwei lange, lange Beine. - Da gehören doch noch Füße dran! - Also gab es noch Füße und Zehen, richtig dicke Dinger. - Fehlt da nicht immernoch was? - Was? - Na, überleg mal, schau dich doch mal an! - Oh, ja! Punkte! - Ich lerne: Leberflecke am Bein sind wichtiger als Arme und Oberkörper. Ich werde Morgen die Schaufel rausholen und nach einer tiefen Weisheit graben.

Friede sei mit euch!

Schleimünde
Schleswig

Samstag, 17. September 2016

Psalm 13

Dem Chorleiter. Ein Psalm. Von David.
Bis wann, HERR? Willst du mich vergessen immerdar?
Bis wann willst du dein Angesicht vor mir verbergen?
Bis wann soll ich Sorgen hegen in meiner Seele,
Kummer in meinem Herzen bei Tage?
Bis wann soll sich mein Feind über mich erheben?
Schau her, antworte mir, HERR, mein Gott!
Mach hell meine Augen, daß ich nicht zum Tod entschlafe!
Daß mein Feind nicht sage: "Ich habe ihn überwältigt!"
meine Bedränger nicht frohlocken, wenn ich wanke.
Ich aber, ich habe auf deine Gnade vertraut;
mein Herz soll frohlocken über deine Rettung.
Ich will dem HERRN singen,
denn er hat wohlgetan an mir.

Freitag, 9. September 2016

Bob Dylan - Love is just a four-letter word

I said goodbye unnoticed
Pushed towards things in my own games
Drifting in and out of lifetimes
Unmentionable by name
Searching for my double, looking for
Complete evaporation to the core
Though I tried and failed at finding any door
I must have thought that there was nothing more
Absurd than that love is just a four-letter word
Though I never knew just what you meant
When you were speaking to your man
I can only think in terms of me
And now I understand
After waking enough times to think I see
The Holy Kiss that's supposed to last eternity
Blows up in smoke, its destiny
Falls on strangers, travels free
Yes, I know now, traps are only set by me
And I do not really need to be
Assured that love is just a four-letter word


Um es einmal in aller Deutlichkeit gesagt zu haben.
Und ein herzliches Dankeschön an alle, die für all die schönen neuen Bilder in meinem Kopf gesorgt haben. Ich hatte es ganz dringend nötig. Ehrlich!

Mittwoch, 24. August 2016

Folgen

Könnte ich
ich folgte:

wohin du gehst
du dich legst

Ich wollte
die Krähenfüße glattstreichen
in den Augenwinkeln
die da sind

Ich wollte
könnte ich:

folgen  

Samstag, 13. August 2016

Mit den üblichen freundlichen Grüßen nach Hannover, Wiesbaden und Marburg:

Es besteht ein gewaltiger Unterschied zwischen dem: nicht eine Sache zu sein und dem: ihr Nichts zu sein.
Blaise Pascal

Mittwoch, 10. August 2016

Grüße vom Rhein

Biebrich
Hessen
Wobei bemerkt werden muß, daß ein Fluß, der sich in Wellen an seinem Ufer bricht und ganze Muschelbänke am Ufer anschwemmt und auf dessen zerzaustem Spiegel die Sonne glitzernd spielt, kein Fluß mehr ist, sondern ein Meer.