Ein paar Bemerkungen im Stile von Roger Willemsens "Deutschlandreise", die ich mir nicht verkneifen kann.
Schaffhausen: Dieser Moment in dem plötzlich die Weihnachtsbeleuchtung ausgeht und sich alles wieder normal und richtig anfühlt.
Ulm: Im Münster fällt mir plötzlich ein Statue auf: Ein spitzbärtiger Herr mit Degen. Auf dem Sockel steht "Gustav Adolf", der schwedische König also, der im 30jährigen Krieg die Invasion Deutschlands angeführt hat. Aus rein religiösen Gründen natürlich ... und um während der "Kleinen Eiszeit" Anbauflächen in weniger frostbedrohten südlichen Breiten zu erobern. Es haben also nicht nur die katholischen Kirchenheiligen oft eine recht fragwürdige weltliche Karriere hinter sich gebracht, bevor sie in Kirchen aufgestellt wurden, sondern auch die protestantischen. Irgendwie beruhigend.
Regensburg: Auf dem Weihnachtsmarkt am Thurn und Taxis Schloß gibt es ein "traditionelles Handwerkertreiben". Traditionell gibt es allerdings lediglich ein Narrentreiben, weil Narren nichts weiter zu tun haben, als sich treiben zu lassen. Handwerker dagegen arbeiten. Aber heutzutage sind wir wohl schon weit genug von jeglichem Verständnis für Handwerk entfernt, so daß wir aus "traditioneller" Knochenarbeit ein munteres und völlig harmloses "Treiben" machen können.
Görlitz: Auf einer Kassel, einem traditionellen Priestergewand also des 14. Jahrhunderts befindet sich über dem Gekreuzigten eine schöne Darstellung der Pelikanmutter, die ihren Küken, aufgrund akuten Nahrungsmangels, ihr eigenes Blut frisch aus der Halsschlagader zu trinken gibt. Ein klassisches Bild für Mutterliebe, hier angewendet auf Jesu Opfer am Kreuz. Alles schön und gut, aber was wird aus den Küken, wenn die Mutter tot ist? Wer bringt ihnen dann das Fliegen bei? Eine Wiederauferstehung unter Pelikanen ist wenig wahrscheinlich. Hat da einer zu kurz oder habe ich mal wieder zu weit gedacht?
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