Da gibt es diese Männer, meistens haben sie eine Frau im Schlepptau, oft genug auch Kinder, die schauen nicht, die machen einfach. Wenn die am Fluß sind und vom Ufer aus auf eine Kiesbank wollen, nehmen die den kürzesten Weg dahin, nämlich stur geradeaus und das heißt immer durchs tiefste Wasser und verschwenden keine Zeit und Energie darauf nach einer Furt Ausschau zu halten. Die Frau, meist kleiner als der Mann und die Kinder sowieso, laufen ohne lange nachzufragen hintendrein. Und wenn dem Mann an der tiefsten Stelle das Wasser bis zur Hüfte reicht (kein Problem, ist halt die Hose naß) und er sich schon als Überwinder gefährlichster Hindernisse betrachtet, kommt von hinten ein Schrei. Seine Frau. Der geht das Wasser schon über die Brust und es steigt nur immer weiter. Also will sie umkehren. Der Mann ist aber schon fast auf der Kiesbank und will natürlich nicht, dreht sich noch nicht mal nach ihr um. Kann ja gar nicht so schlimm sein. Dann der zweite Schrei der Frau: Die Kinder! Die gehen zwar auch stur geradeaus, aber ihrem sicheren Untergang entgegen. Egal, denn der Mann hat die Kiesbank erreicht, steht in der wärmenden Sonne und wenn er nicht sagt wos langgeht, wer dann? Meckerfrauen? Kleinkinder? Schließlich stehen sie trotz allem Geschreie und Gezerre ja doch alle auf der Kiesbank neben ihm, triefnaß bis zum Hals und darüber hinaus, aber was solls.
Solches Verhalten ist durchaus ein Stück weit bewundernswert, zieht ganz klar Frauen an und schafft vermutlich auch einen Teil der starken Eindrücke, die man Leben nennt und die dem Beobachter der Szene klar fehlen. Dennoch ist es meist gesünder und entspannter sich erst umzusehen, bevor man handelt, über das was man tut nachzudenken bevor man es macht. Ist das nicht überhaupt eines der klassischen Kriterien des "Erwachsen Seins"? Und zusätzlich hat man den Vorteil lediglich bis zu den Knöcheln im Wasser zu stehen auf seinem Weg bis zur Kiesbank. Und das Wasser ist doch einigermaßen kalt.
(Tübingen am 18.Juli 2021)
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