Montag, 26. Februar 2024

Sprengstoff

Wenn der Geist der säkularen Weihnacht über Oldenburg (Oldenburg) kommt, kann einem schon einmal Hören und Sehen vergehen. Der Oldenburger, nicht gerade bekannt für sein vorbildliches Verhalten gerade im Straßenverkehr (man könnte hier auch von gefährlicher Dummheit sprechen, unterlässt es aber als Gast dieser Stadt lieber), verhält sich im be-geisterten Zustand noch gewöhnungsbedürftiger als sonst. Das Ausbaggern eines kleinen Teiches am Rande des Stadtparks Eversten Holz, der total verschlammt war, mag das zeigen. Nachdem die Arbeiter großformatige Weltkriegsmunition aus dem Schlamm geborgen hatten, wurden die Arbeiten eingestellt und der Kampfmittelräumungsdienst gerufen. Doch der ist wie jedes andere Landesamt auch unterbesetzt und überarbeitet - erstmal musste also eine einfache Absperrung den besorgten Stadtvätern zum Schutz ihrer Bürger genügen. Diese Bürger aber, bestens informiert durch die verzweifelt nach Berichtenswertem suchende und schließlich überraschend fündig gewordene Nordwestzeitung, strömten in Scharen zum Eversten Holz. Sie führten aus Schnüren und Seilen sowie starken Magneten hergestellte Angeln mit sich, überstiegen die Absperrungen, oder räumten sie einfach beiseite und angelten im trüben Wasser nach Munition. Die Räumungsaktion der durch dieses Verhalten doch etwas verwunderten Polizei endete mit dem Aufstellen eines Bauzauns und verschärften Kontrollen. 

Was nun aber wollten denn die Oldenburger mit der Weltkriegsmunition? Sie wollten niemanden damit erschießen oder in die Luft sprengen, das ist absolut sicher. Denn der Oldenburger ist friedlich und hat weder natürliche noch eingebildete Feinde. Aber wozu dann? Die Antwort liegt in der Jahreszeit: Die Oldenburger wollten ihren Kindern eine Freude machen und ihnen die Munition zu Weihnachten schenken. Schließlich weiß ja jeder, wie gerne Kinder mit Munition spielen!

 (Oldenburg am 26. Februar 2024)

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